Wir suchen den Austausch mit der nachfolgenden Generation, um gemeinsam neue choreografische Entwürfe zu probieren: Perspektiven und Haltungen zum Körper und zur Welt in den Blick zu nehmen und miteinander zu verschränken. Wir fordern den Generationenkonflikt heraus. Wir suchen die Missverständnisse. Wir riskieren Veränderungen.
Die persönlichen Erfahrungen, die als Hauptmaterial für unsere künstlerische Arbeit dienen, stammen diesmal nicht nur von uns, sondern auch von den Menschen, denen wir unterwegs begegnen. Wir interessieren uns für die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Generationen, wie sie ihre kulturelle Identität durch den Körper erfahren und erzeugen, und wie sich dieser Prozess im Laufe der Zeit und entsprechend dem sich ständig verändernden globalen Kontext aktualisiert. Wir sammeln verschiedene Perspektiven wie die jungen Menschen soziale Bestrebungen verkörpern und Kultur praktizieren. Was ist Kultur für sie? Womit identifiziert sich die junge Generation, was sind ihre Themen? Können wir Einblicke in Prozesse gewinnen, die uns bisher verborgen geblieben sind? Prozesse, die am Anfang stehen. Prozesse, die gerade erst bewusst werden. Wir suchen nach weiteren kulturellen Missverständnissen; nun zwischen den Generationen und verwandeln sie in Entwürfe für poetische Tanz Ereignisse.
Wir wollten ein herausforderndes Zukunftsbild entwerfen, indem wir Konflikte und Missstände im Zusammenhang mit dem Generationswechsel untersuchten. Zu diesem Zweck haben wir vor allem Treffen und Interviews mit der neuen Generation (Teenager bis Anfang 20) geführt, die die Welt in den nächsten 40 Jahren verändern wird, sowie mit Eltern, die direkt oder indirekt Einfluss auf ihr Umfeld nehmen können. Diese Recherche wurde hauptsächlich durch Interviews mit 12 Eltern und 10 Jugendlichen, die in Deutschland leben, und 7 Eltern und 5 Jugendlichen, die in Korea leben, durchgeführt, und anschließende Treffen mit dem Team, um nach Ansatzpunkten und Reize für potezielle künstlerisches Handeln zu suchen. Die Gespräche wurden über Zoom-Meetings, Telefonate und persönliche Treffen geführt, zwischen März und April.
Die intergenerationellen Perspektiven und Wahrnehmungen, die auf sehr unterschiedlichen Umfeldern und Kulturen basieren, haben die Notwendigkeit dieser Recherche und die Bedeutung des kulturellen Austauschs verstärkt. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensumstände und Kulturen gibt es starke Gemeinsamkeiten zwischen dieser neuen Generation: Sie sehnen sich nach Freiheit und Wahlmöglichkeiten in einer Welt, in der die Menschenrechte normalisiert sind, sie nutzen das Internet geschickt als Plattform, um ihre Meinung zu äußern, sie sehen den Klimawandel als ihr Problem und betrachten ihre Hunde als Teil ihrer Familie, und sie lehnen die Idee, dass Menschenrechte nur für Menschen gelten, klar ab.
Interviews mit Eltern haben uns geholfen zu verstehen, welche Verbindungen zwischen der alten und der neuen Generation bestehen und wie sie die neue Generation beeinflussen könnten.
Bei den Eltern, die wir getroffen haben, haben wir festgestellt, dass Eltern mit einem Altersunterschied von weniger als 25 Jahren und Eltern mit einem Altersunterschied von mehr als 25 Jahren ihre Beziehung zu ihren Kindern unterschiedlich wahrnehmen.
Im Allgemeinen waren Eltern mit einem Altersunterschied von weniger als 25 Jahren zu ihren Kindern bestrebt, eine horizontale Position in ihrer Beziehung zu ihren Kindern einzunehmen.
Ein besonders interessantes Beispiel stammt aus einem Interview mit einer Mutter: Sie zog das Wort „Beziehung“ dem Wort „Erziehung“ vor, und wenn sie als Mutter die Forderungen ihres Kindes zurückweist, reagiert sie auf die Bedürfnisse des anderen mit ausreichenden Erklärungen und Diskussionen. Sie sagte, dass der Prozess des Verstehens und Überzeugens das Wichtigste sei, um eine Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen.
Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, dass dieser Unterschied auf die Rolle des Alters zurückzuführen ist. Ein anderer Elternteil im gleichen Alter wie die oben zitierte Mutter gab eine völlig andere Antwort auf die gleiche Frage.
Eltern mit einem Altersunterschied von mehr als 25 Jahren zu ihren Kindern sahen sich häufig als ältere Generation und gaben im Durchschnitt an, einen deutlichen Generationenunterschied zu empfinden.
Sie berichteten häufig von Einschränkungen in der Kommunikation mit ihren Kindern, die in der Regel darauf zurückzuführen sind, dass die Kinder nicht daran gewöhnt sind, die neuen technischen Entwicklungen und den raschen Wandel zu akzeptieren.
Andererseits haben koreanische Eltern, zwischen denen und ihren Kindern ein Altersunterschied von mehr als 25 Jahren besteht, eine flexible Einstellung zur Nutzung und Veränderung neuer Technologien. In Korea wird die Bildung der nächsten Generation, die Informations- und Kommunikationstechnologien wie Big Data und künstliche Intelligenz nutzt, bereits in den Schulen und zu Hause über eine Plattform namens Edutech eingeführt, die Bildung und Technologie miteinander verbindet. In einem Umfeld, in dem neue Technologien in vielen Lebensbereichen, nicht nur in der Bildung, Einzug halten und alte Methoden rasch ersetzen, haben wir festgestellt, dass die Jugendlichen offen für Veränderungen sind.
Was ist das mit dem Promtart zum Beispiel? Wir haben mit der App Starryai einige experimente gemacht und die Promts zusammen mit unseren Gesprächspartner:innen ausgesucht. Das verschiebt die Fähigkeit der Kreation, um spannende Ergebnisse zu bekommen braucht man eine große konzeptionelle Fähigkeit, und die App kümmert sich um den Rest. Die Umsetzung liegt nicht mehr in unseren Hand, aber dafür braucht man viel Try-Error, um ein spannendes Bild zu generieren.
Wie konnte das dann in der Choreografie funktionieren?
Eine Frage, die unsere weitere Arbeit leiten wird, ist die, ob wir uns etwas vorstellen können, das jetzt verboten ist und in Zukunft möglich sein wird. Oder umgekehrt, um sich Praktiken vorstellen zu können, die heute akzeptiert sind, aber in Zukunft abgelehnt werden müssen.
Diese Recherche hat uns gezeigt, wie sich Kulturen über Generationen hinweg verändern und verbinden. Wir haben gesehen, dass Dinge, die für frühere Generationen selbstverständlich waren, für die heutige Generation undenkbar geworden sind und umgekehrt. Was für die Generation unserer Eltern selbstverständlich war, stellt für die heutige Generation einen anderen Bezugspunkt dar.
Diese Forschung wird durch Mittel der Residenzförderung ermöglicht, gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, in Kooperation mit dem Theaterwerkstatt Pilkentafel.